Anfang Februar war es endlich so weit, und die 20 kV Mittelspannungsanlage für das Kraftwerk Eixendorf 2 konnte in Betrieb genommen werden. Aktuell ist das Oberwasser der Anlage wieder vollständig aufgestaut und die finale Inbetriebnahme der Anlage hat begonnen.
Einige besondere Herausforderungen
So hatte sich die Inbetriebnahme der Mittelspannungsanlage zunächst wegen eines Mantelfehlers auf der 20 kV Kabelstrecke verzögert. Mit Unterstützung eines Messteams der Bayernwerk AG konnte dieser geortet und durch die Firma ENACO behoben werden. Die darauf folgende Mantelfehlerprüfung und VLF Messung (very low Frequency) zeigten dann keine weiteren Auffälligkeiten.
Der starke Frost zu Beginn des Jahres verzögerte dann jedoch die Inbetriebnahme der Anlage zusätzlich. So war es, aufgrund des hart gefrorenen Bodens, schlicht nicht möglich Messelektroden für die Messung des Erdungswiderstandes und der Berührungs- und Schrittspannungen in den Erdboden einzuschlagen. Durch Vorbohren des Bodens und Einbringen von langen Erderelektroden konnten zwar Messergebnisse gewonnen werden, diese zeigten sich in der Auswertung jedoch als zu unsicher, um eine Freigabe für das Zuschalten der Mittelspannungsstation zu geben.
Sehr schwieriges Gelände bezüglich Erdung
Da das Gelände rund um die Transformatorstation sehr felsig ist und zusätzlich Bereiche des Geländes nur mit grobem Schotter verfüllt sind, stand das Thema Erdung, Schrittspannungen und Berührungsspannungen (siehe DIN VDE 0101-100) für mich ganz besonders im Fokus. Die vorherige Berechnung der Erdungsanlage hatte uns bereits dazu veranlasst, eine ausgedehntere Potentialsteuerung vorzusehen. Ohne eine messtechnische Absicherung der Wirkung dieser war demnach an eine finale Betriebsfreigabe nicht zu denken.
Doch auch der tiefe Frost ließ dann endlich nach und die Erdungsanlage konnte mit Hilfe des Strominduktionsverfahrens inklusive Berührungsspannungen und Schrittspannungen vermessen werden. Die vorherige, theoretische Auslegung und die vorgesehene Potentialsteuerung erfüllten vollumfänglich ihren Zweck und die Anlage konnte final in Betrieb gehen.
Aufnahme des Leistungsbetriebs, thermografische Untersuchungen vorsehen
Nun hat auch die Erzeugeranlage ihren Leistungsbetrieb aufgenommen. Hier lohnt es sich, noch einmal etwas Zeit zu investieren und die Anlage nach einigen Stunden Leistungsbetrieb noch einmal in Augenschein zu nehmen. Mit Hilfe einer geeigneten Thermobildkamera und einigen weiteren Messgeräten zur Messung von Strömen und Oberwellen lassen sich in dieser sehr frühen Betriebsphase Frühausfälle aufgrund von Montagefehlern oder Abweichungen im elektrischen System der Anlage gezielt erkennen und eliminieren. Ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum Brandschutz, zur Sicherheit und zur Verfügbarkeit einer solchen Anlage.
Zusätzlich liefern diese Messungen eine Basis für ein betriebsbegleitendes Instandhaltungsmanagement der Anlage.
Fazit
Ein spannendes und tolles Projekt geht zu ende. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl wenn nach der Planungs- und Bauphase eine Erzeugeranlage in den regulären Betrieb übergeht.